16.10.2019 Besuch des Landesmuseums Karlsruhe

Das Mittelalter am Oberrhein                                                          Text: Wieland H. Valasek

 

Der Begriff Mittelalter, eine Wortschöpfung der Humanisten, beschreibt die Zeit von ca. 800 bis 1550 n. Chr.

Das Landesmuseum in Karlsruhe widmet dieser Zeit eine eigene Sektion, die erst dann richtig zum Leben erwacht, wenn eine kompetente Person einem so etwas näherbringen kann.

Eine größere Mitgliederzahl des Schwarzwaldverein Emmendingen e.V. besuchte am 16.10.2019 das Landesmuseum und die ehemalige Regierungspräsidentin von Nordbaden, Frau Gerlinde Hämmerle, führte die Abordnung durch diese Ausstellung.

 

Anhand von mehreren Stationen erklärte Frau Hämmerle der Gruppe dieses zwar kunst- und erfindungsreiche, bedeutende Zeitalter (Erfindung der Brille, Buchdruck, Kompass, Kummet, Schubkarre, Trittwebstuhl, Spinnrad, Windmühle), aber auch die vielen negativen Begleitumstände (Pest, Antoniusfeuer/Mutterkorn, Folter, Hexenjagd/Inquisition).

 

Die 1. Station war die Wallfahrt:

Wer in den Himmel kommen wollte, musste eine der drei Hauptwallfahrtsorte besucht haben: Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela

 

2. Station die Altäre:

Hier wurde u.a. der Übergang der romanischen Heiligenfiguren, diese waren starr und nicht ästhetisch (hauptsächlich Maria mit dem Jesuskind), zu den fließenden Haaren und Gewändern der Gotik erklärt. Natürlich durfte auch der „Weisweiler Altar“ nicht fehlen.

 

3. Station die Burgen:

Anhand der Rekonstruktion der Burg „Hohenbaden“ in Baden-Baden, sowie weiteren Burgen (Hochburg, Lichteneck, Burg Landeck, Burg Rötteln etc.) wurden Erläuterungen über den Adel, Gesinde, Bauern mit ihren Frondiensten gegeben. Auch das Wegezoll“Unwesen“ und das Raubrittertum wurde thematisiert.

 

4. Station die Städte:

Hier wurde besonders Freiburg dargestellt. Die Stadtrechte als „sogenannte Freie Reichsstädte“ wurden erklärt und über das Bürgertum/Patrizier, die Handwerker mit ihren Zünften (Erklärung der Zunftzeichen) wurde berichtet. Durch die Zunahme der Bevölkerung und Vergrößerung der Städte, wurde erhebliche Geldmengen benötigt. Da den Christen jedoch der Geldhandel verboten war, übernehmen das die Juden, die damit den Bankhandel einführten. Auch der Begriff „ein freier Mann“ wurde erklärt. Wenn sich ein „Unfreier/Leibeigener“ in einer Stadt aufhielt und ein Jahr und einen Tag nicht aufgegriffen wurde, war er ein „Freier Mann“. Daher auch der Begriff: „Über Jahr und Tag“.

 

5. Station der Bauernaufstand:

Die Bauern die zu dieser Zeit größtenteils Leibeigne waren, mussten Fron- und Waffendienste leisten. Gegen diese Ungerechtigkeiten begehrten sie auf. Gegen ausgebildete Söldnerheere hatten sie jedoch keine Chance. Einer ihrer Protagonisten war Joß Fritz aus Untergrombach (jetzt Stadtteil von Bruchsal). In dieser Station wurde dann das Lied, begleitet von Frau Hämmerle auf der Gitarre „die Bauern wollten frei sein…“ gesungen.

 

Die 6. Station widmete sich den Textilien und Schuhen des Mittelalters:

Der Adel kleidete sich immer schon prächtig und ausgefallen. Durch die Entdeckung Amerikas und der Handel mit Südostasien, kamen dann feinere Stoffe nach Europa, die natürlich der Adel und die Patrizier begeistert aufnahmen. Für die meist bäuerlich geprägte Bevölkerung waren Leinen, Wolle und Felle die Bekleidung. Bei den Schuhen waren die Vorderteile nach oben gebogenen Spitzen und höher diese waren, desto vornehmer der Träger*in. Da es zu dieser Zeit noch keine Kanalisation gab und nur in den Städten eine Straßen/Wegebefestigung gab, waren die Wege meistens sehr schmutzig. Daher trugen die Vornehmen sogenannte Trippen (Holzschupfschuhe).

Da man damit aber nur kurze Schritte machen konnte, hat sich damit ein Wort in unseren Sprachgebrauch eingebürgert: „Trippeln“

 

Die letzte Station widmete sich dem Winzerhaus Auggen

Das ehemalige Winzerhaus wurde abgebrochen und zum großen Teil mit seinen vielen Facetten im Landesmuseum wiederaufgebaut.

Da Frau Gerlinde Hämmerle eine mehr als überzeugte Badenerin ist, durfte zum Schluss das „Badnerlied“ natürlich nicht fehlen.

 

Nach über zwei Stunden verabschiedete sich die Gruppe frohgemut vom Landesmuseum.

                                                                                                                Bilder: Dagmar Jäger

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